Die Europäische Kommission sieht Europa bei der Entwicklung von Hyperscalern zurückfallen, und will dies mit dem Cloud and AI Development Act begegnen. Im Rahmen der Initiative „AI Continent“ startet die EU ein neues Gesetz, um die bestehende Lücke in der Cloud- und KI-Infrastruktur durch folgende Maßnahmen zu schließen:
Dieser Vorstoß folgt einem kontinuierlichen Marktanteilsverlust europäischer Anbieter, angesichts der Dominanz von US-Dienstleistern wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud, die zusammen etwa 80 % des Marktes ausmachen. Zudem sorgen Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Cyberrisiken und dem potenziellen Zugriff fremder Regierungen auf Daten – insbesondere im Zusammenhang mit dem US-amerikanischen Cloud Act – für zusätzlichen Handlungsbedarf.
Nanna-Louise Linde, Vizepräsidentin für europäische Regierungsangelegenheiten bei Microsoft, machte deutlich, dass sowohl das Unternehmen als auch seine Kunden die veränderten Rahmenbedingungen und das wachsende Misstrauen gegenüber der US-Regierung erkennen. Microsoft habe daher digitale Verpflichtungen für Europa angekündigt, die unter anderem weitere Investitionen in Cloud-Rechenzentren, Cybersecurity-Garantien und Maßnahmen zur Sicherung der Daten umfassen. Für den Fall behördlicher Eingriffe sei das Unternehmen bereit, zunächst juristisch dagegen vorzugehen und – falls nötig – alternative Maßnahmen zu ergreifen, um den Service in Europa aufrechtzuerhalten. Auch Amazon Web Services arbeitet laut eigenen Aussagen an einer „European Sovereign Cloud“ (siehe weiterführender MLex-Bericht).
Seit mehreren Jahren wird in Brüssel intensiv über Souveränitätsanforderungen für Cloud-Dienste diskutiert – ein Thema, das vor allem durch den Druck aus Frankreich an Bedeutung gewann. Frankreich forderte nämlich, im europäischen Zertifizierungssystem für Cybersecurity (EUCS) Vorgaben zu verankern, die US-Hyperscaler ausschließen würden.
Die Kommission will nun mit dem Act die Voraussetzungen schaffen, unter denen europäische Unternehmen souveräne Lösungen für alle strategisch relevanten Anwendungsfälle anbieten können. In diesem Zusammenhang stehe die Entwicklung einer neuen Cloud-Infrastruktur im Fokus, die zukünftigen Anwendungen besser gerecht wird und verstärkt auf Edge Cloud Computing setzt. Parallel dazu eröffnet die Reduktion von Kohlenstoffemissionen im Rahmen der Green Deal-Initiativen die Möglichkeit, energieeffiziente Rechenzentren zu etablieren.
Kürzlich wurde Renate Nikolay zudem mit der strategischen Verantwortung für alle interinstitutionellen, kommunikativen sowie internationalen Aufgaben betraut – ein Schritt, der den klaren Kurswechsel zur Stärkung der digitalen Souveränität Europas unterstreicht.