Deep Research:
Quantensprung oder Buzzword?
Sind AI-Chatbots mit „Deep Research“ wirklich der nächste große Wurf, oder handelt es sich nur um den neuesten Hype?
In der heutigen Welt der Informationsflut gleicht die Suche nach verlässlichen Antworten oft der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen – zusätzlich müssen Glaubhaftigkeit, Aktualität und Vollständigkeit stets aufwendig geprüft werden. Neueste AI-Entwicklungen versuchen mit Deep Research bzw autonomen Recherche-Agenten eine Lösung zu bieten.
Was ist Deep Research?
Im Mittelpunkt steht das Reasoning: Die Fähigkeit, logisch zu denken, Quellen kritisch zu bewerten und Widersprüche zu erkennen. Deep Research soll komplexe Suchanfragen in mehrere Rechercheaufgaben zerlegen, eigenständig im Internet suchen und aus den gefundenen Inhalten Ergebnisse strukturiert ableiten. Anders als die klassische Recherche bzw Websuche, die lediglich Links auflistet, analysiert Deep Research die verlinkten Inhalte, fasst Informationen zusammen und erstellt einen fundierten Bericht. Während herkömmliche AI-Chatbots auf Trainingsdaten zurückgreifen und damit meist keine tagesaktuellen Informationen zur Verfügung haben, kann Deep Research zum Beispiel Links zu Nachrichtenseiten verfolgen. So wird die Informationsbeschaffung präziser, aktueller und strategische Entscheidungen können auf Basis einer soliden AI-Antwort getroffen werden.
Der Ablauf einer Deep Research besteht meist aus vier Schritten:
- Planung: Die KI verarbeitet die gestellte Aufgabe und entwickelt selbstständig einen Rechercheplan, der die Suchstrategie und die spezifischen Suchanfragen definiert.
- Informationssuche: Die KI durchsucht zahlreiche Quellen wie Artikel, Berichte und Studien, filtert irrelevante Informationen heraus und sammelt relevante Daten.
- Analyse: Die gesammelten Texte werden von der KI analysiert, wichtige Fakten extrahiert, Quellen verglichen und mögliche Widersprüche identifiziert.
- Aufbereitung: Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem klar strukturierten Bericht dargestellt, der häufig aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Fazit besteht. Wichtige Punkte werden hervorgehoben und Quellenangaben sorgen für Transparenz.
Beispiele für Anwendungen in der Praxis:
- Journalismus und Medien: Faktencheck, Hintergrundrecherche, Aufdecken von Falschinformationen, Themenfindung, Trendanalyse
- Wissenschaft und Forschung: Literaturrecherche, Analyse von Forschungsdaten, Identifizierung von Forschungslücken, Hypothesenbildung
- Wirtschaft und Finanzen: Marktanalyse, Wettbewerbsanalyse, Risikoanalyse, Trendprognose, Kundenanalyse, Betrugserkennung, Due Diligence
- Recht und Compliance: Gesetzes- und Rechtsprechungsrecherchen, Compliance-Audits, Identifizierung von Risikobereichen, Dokumentenanalyse, Dokumentenvorlagen
- Medizin und Gesundheitswesen: Analyse medizinischer Studien, Analyse von Patientenakten, Wirkstoffforschung, Diagnoseunterstützung, personalisierte Medizin
- Öffentliche Verwaltung und Politik: Politikanalyse, Bürgerbeteiligung, Trendanalysen, Frühwarnsysteme, evidenzbasierte Politikgestaltung
Anwendungsbeispiel für Recht und Steuer
Lexis+ AI, eine umfassende AI-Lösung für Recht und Steuer, bietet seit Jänner einen AI-Assistenten für US-User:innen.
Er lässt sich einerseits personalisieren, zum Beispiel auf Ihre Vorlieben, Schreibstil und Workflows anpassen, bzw kann eine eigene Datensammlung (Akten, Klauseln, etc) für Recherche und Dokumentenerstellung bereitgestellt werden.
Andererseits bietet der AI-Assistent einige Deep Research Funktionen, er kann etwa nächste Bearbeitungsschritte und Folgeprompts empfehlen und kann seine Arbeit prüfen und verbessern:
- Ein Planungsagent zerlegt extrem komplexe juristische Fragen dynamisch in mehrere Schritte, um umfassendere Antworten zu liefern.
- Ein Interaktiver Agent erlaubt es, den besten Verarbeitungsweg zu wählen bzw den Plan zu ändern.
- Ein Selbstreflexionsagent bewertet und verfeinert seine Arbeit selbst, um zB bessere Entwürfe zu erstellen.