Umfrage: Erwartungen und Vorhaben bei AI in Recht & Steuer
Die Rechtsbranche ist am Start in die AI Ära. In diesem Beitrag sammeln wir Umfragen, Zahlen, Daten und Fakten zu den Erwartungen und Vorhaben sowie aktuelle Trends und Einstellungen in österreichischen Kanzleien und Rechtsabteilungen zum Thema AI – Artificial Intelligence.
Österreichische Rechtsbranche sieht AI positiv und begrüßt neue Möglichkeiten1

Eine Befragung österreichischer Rechtsabteilungen zeigt (hohe?) Erwartungen an Kanzleien und AI2

Herausforderungen und Digitalisierung1:
Die größten Herausforderungen, die Kanzleien und Rechtsabteilungen nannten:
- Kostendruck und die Notwendigkeit, die Effizienz zu steigern
- Einsatz von Digitalisierung und Technologie
- Schaffung eines innovativen Umfelds und neuer Arbeitsmethoden
Hürden und Chancen1:
- Knapp 46 Prozent der Kanzleien und Rechtsabteilungen haben kein Budget für AI-Tools veranschlagt, während etwa 36 Prozent bereits AI-Tools einsetzen.
- Rund 43 Prozent der Teilnehmer:innen sehen AI als Chance in ihrer juristischen Arbeit.
- Knapp 65 Prozent haben keine/n Verantwortliche/n für Legal Tech, Legal Operations oder AI.
- Über 71 Prozent der Teilnehmer:innen glauben jedoch, dass der Einsatz von AI in der Rechtsbranche in den nächsten zwei Jahren stark zunehmen wird.
- Circa 68 Prozent sehen in AI keine Gefahr für ihren Arbeitsplatz oder Umsatz.
Nutzung von AI-Tools1:
AI-basierte Tools werden bereits für Textbearbeitung, Textanalyse, Dokumentenerstellung und Legal Research genutzt. Aktuell genutzte AI-Tools sind unter anderem ChatGPT, Deepl, Luminance, Advokat, LexisNexis und Copilot. Die Ziele beim Einsatz von AI sind die Effizienzsteigerung, Prozessoptimierung, Entlastung von Expert:innen und die Erhöhung der Produktivität. Auffallend ist, dass 71% eine starke Zunahme von AI-Nutzung erwarten, aber erst 36% selber AI nutzen. Die Ergebnisse zeigen, dass ungefähr 30% gerade an der Implementierung von AI-Tools arbeiten, oder dies vorhaben.
Detailauswertung für Rechtsabteilungen1
- Die größten Herausforderungen für Rechtsabteilungen sind steigende Aufwände bei gleichbleibender Mitarbeiteranzahl (55,17 Prozent), der Kostendruck und die Effizienzsteigerung (51,72 Prozent) sowie die Digitalisierung und der Technologieeinsatz (48,28 Prozent).
- Umgesetzte Technologien in Rechtsabteilungen umfassen Datensicherheit und Datenschutz, digitale Kommunikation abseits von E-Mails, sowie Datenbanken, Informationsbeschaffung und juristische Recherche.
- Bereits 51,72 Prozent der Rechtsabteilungen setzen AI ein; gut 40% haben ein Budget für Legal Tech. Die Hauptziele für den AI-Einsatz sind die Effizienzsteigerung (79,31 Prozent), die Entlastung von Expert:innen (72,41 Prozent) und die Prozessoptimierung (58,62 Prozent).
Wie Rechtsabteilungen ihre Arbeit optimieren wollen2
| Geplant für 2024-2027 | später oder nie | |
| Kapazitäten verlagern | 92% |
8% |
| In Legal-Tech Tools investieren | 92% |
8% |
| AI-Lösungen Integrieren | 80% |
20% |
| Vertragsmanagement einrichten | 54% |
46% |
| Neue Jurist:innen einstellen | 58% |
42% |
| Team zentralisieren | 42% |
58% |
Ein Blick über den Tellerrand:
Zustimmung zur Aussage „Ich erwarte Kosteneinsparungen durch gen AI“3:

Zudem erwarten 72% der US-Unternehmensjurist:innen, dass Rechtsabteilungen mit generative AI mehr Arbeiten selber erledigen können.3
GPT besteht US-Anwaltsprüfung in Simulation4
Bei einer simulierten US-Anwaltsprüfung MBE (multiple choice Multistate Bar Examination) übertrifft GPT-4 sowohl menschliche Testteilnehmer als auch frühere Modelle deutlich und zeigt eine 26%ige Steigerung gegenüber ChatGPT. In fünf von sieben Fachgebieten schneidet es besser ab als Menschen.

Sind Österreichs Jurist:innen optimistischer als ihre Standeskolleg:innen in den USA?
| Wie sehen Sie AI für den Rechtsbereich? | ||
| USA3 | Österreich1 |
|
| Chance | 27% | 43% |
| Sowohl als auch | 46% | 50% |
| Bedrohung | 23% | 3% |
| Unsicher | 4% | 3% |
| USA3 | Österreich1 | |
| Wird AI zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen? | 25% | 22% |
Unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Rechtsabteilungen und Kanzleien in den USA:
66% der befragten US-Unternehmensjuristen finden es positiv, wenn deren beauftragten Kanzleien Generative AI nutzen. Aber nur 33% der US-Kanzleien, glauben, dass deren Unternehmenskunden dies positiv finden. In den nächsten fünf Jahren möchten 90% der Kanzleien und Unternehmensjuristen ihre Ausgaben für Generative AI erhöhen.3
Quellen:
1 Österreichisches Legal Tech Barometer (März 2024 – Mai 2024, 90 Antworten)
2 Österreichische Juve Rechtsabteilung/Inhouse Umfrage (2024; 211 Antworten)
3 LexisNexis/Forsta (Dezember 2023 – Jannuar 2024, USA, 312 Antworten)
4 GPT-4 passes the bar exam, Volume: 382, Issue: 2270, DOI: (10.1098/rsta.2023.0254)
LexisNexis will Jurist:innen und Steuerexpert:innen bei AI unterstützen
Präsentation und Diskussion der Umfrageergebnisse des Legaltech Barometer 2024
Susanne Mortimore (CEO LexisNexis Österreich) und Manfred Guttmann (GF NTB SOLUTIONS, IT-Services der Notariatskammer) diskutieren die Ergebnisse des Legaltech Barometer 2024